OTZ vom 09.09.2023

OTZ vom 09.09.2023

Patienten helfen mit viel Herz

Warum sich die Langenberger Linden-Apotheke in eine bundesweite Postkarten-Aktion einreiht

Sie wissen schon um ihre Wertschätzung. Dennoch waren Apothekerin Sandra Diezel und ihr Team von der Linden-Apotheke in Gera-Langenberg überrascht, welch große Resonanz die kürzliche Postkarten-Aktion brachte, bei der Patienten zum Mitmachen aufgerufen wurden und schreiben konnten, warum die Apotheke vor Ort unverzichtbar ist. „Von 95 Postkarten wurden 62 zu uns zurückgebracht“, resümiert Diezel. Aber nicht nur das. Viele Antworten waren sehr persönlich, herzerwärmend und zeigten, dass sich die Schreiber ernsthaft Gedanken gemacht hatten.

So war zu lesen: „...weil sie (die Apotheke - d.R.) mir schon so oft helfen konnte, wo kein Arzt helfen konnte.“ Oder: „...ich ihr immer vertrauen kann und gut beraten bin. Sie ist in dieser Zeit immer bemüht, die Medikamente zu besorgen, auch wenn es sehr schwer ist.“ Oder auch: „...man besser vor Ort beraten wird als im Internet.“ Und: „Sie trotz der politischen Probleme immer ein Lächeln für uns haben.“

Die Langenberger Apotheke reiht sich damit in die bundesweite Aktion ein, die die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) unter dem Slogan „Wir lieben Apotheke, weil...“ gestartet hatte. Aus gutem Grund: Geht doch die Zahl der Apotheken in Deutschland seit Jahren zurück, wird deren Alltag von täglichen Lieferengpässe, viel Bürokratie, einer hohen Inflation, Kostensteigerungen in allen Bereichen und einem zunehmenden Fachkräftemangel bestimmt.

Andreas Ettel, Pressesprecher der Landesapothekerkammer Thüringen und Sprecher der Geraer Apotheken, schätzte zur Aktion, die Anfang dieser Woche endete, ein: „Die Resonanz war riesig. Es gab eine Rückläufer-Quote von mehr als 50 Prozent.“ Viele Patienten, so Andreas Ettel, kämen nicht nur für ihre Medikamente in die Apotheke. „Für sie ist die Apotheke vor Ort weitaus mehr. Sie ist Anlaufstelle, um zu reden, um Befindlichkeiten auszutauschen. Der persönliche Kontakt ist wichtig. Es wird ein großes Vertrauensverhältnis aufgebaut. Gibt es die Apotheke nicht mehr, fehlt etwas.“ Andreas Ettel wünscht sich wie seine Kollegen, dass sämtliche Proteste endlich einen Widerhall bei der Bundesregierung finden. Dabei schickt er zugleich voraus: Zum Deutschen Apothekertag in Düsseldorf Ende September wolle Gesundheitsminister Karl Lauterbach wieder nur eine Videogrußwort senden und nicht persönlich anwesend sein.

Hinsichtlich Erfolgsaussichten bleibt auch Sandra Diezel skeptisch. Sie selbst hatte versucht, zur Kartenaktion mit Staatssekretärin Elisabeth Kaiser (SPD) aus Gera in Kontakt zu treten und zwecks eines konkreten Termins angefragt. Bisher vergeblich, berichtete sie ernüchtert. „Es scheint Frau Kaiser nicht zu interessieren. Wirklich schade, dass unsere Probleme selbst lokal kein Interesse finden. Sämtliche Kampagnen der ABDA sind gut und wichtig, trotzdem sollte unsere Standesvertretung an die Politik mehr Forderungen aufmachen.“

Mit dem Start der Initiative „Gegen Zukunftsklau“ und dem bundesweiten Protesttag am 14. Juni hatte die Apothekerschaft schon Zeichen gegen die Untätigkeit der Gesundheitspolitik gesetzt.

Quelle: OTZ Christiane Kneissel

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